Private Dancer by Justin Philipps

Private Dancer by Justin Philipps

Autor:Justin Philipps
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmünder
veröffentlicht: 2018-11-15T00:00:00+00:00


Private Private

Am liebsten hätte ich am folgenden Tag freigemacht, aber Monsieur Charles kannte in dieser Frage keine Gnade. Mir stand der Mittwoch zu, und heute war Dienstag. Ich hatte Geld im Überfluss, nur leider nie Zeit. Wenn andere feiern gingen, saß ich im Cocks, baggerte irgendwelche Verwaltungsangestellten an oder präsentierte meinen Ständer, während ich Pirouetten an einer Stange drehte. Heute Abend war zu allem Überfluss nicht viel los, und ich hätte liebend gern auf die 200 Dollar verzichtet, die ich mir vielleicht ertanzen würde.

Meist saßen Quentin und ich gelangweilt an der Bar, tranken eine Cola Zero und vertrieben uns die Zeit, indem wir über einige Gäste lästerten. Ich kam gerade von einem Slow Dance zurück, als Quentin mich mit einem merkwürdigen Grinsen begrüßte.

'Was ist los? Warum grinst du so?', fragte ich verdutzt.

'Nix', meinte Quentin mit einem süffisanten Unterton, 'es ist alles in Ordnung.'

'Na, dann ist ja gut', erwiderte ich und bestellte mir noch eine Cola.

'Äh, Moment', rief Quentin dem Barkeeper zu, 'Callum nimmt keine Cola, denn Callum hat eine Vorbestellung für einen Private Dance!'

'Wie bitte?', fragte ich verdattert.

'Ja, mein Lieber. In Kabine 9 wartet jemand auf dich, dem dein Slow Dance vorhin wohl ziemlich gut gefallen haben muss!'

Ich hatte, ehrlich gesagt, überhaupt keine Lust, jetzt in eine Kabine zu gehen. Viel lieber wäre ich mit Quentin an der Bar geblieben und hätte ein wenig gequatscht.

'Oje', jammerte ich, 'vermutlich wieder so ein kleines, graues, notgeiles Mäuschen!'

'Na ja', meinte Quentin, 'grauhaarig ist er nicht, aber notgeil könnte schon zutreffen!'

'Gut, dann also keine Cola', brummte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und machte mich auf den Weg zu Kabine 9.

Der Vorhang der Kabine war zugezogen. Langsam schob ich ihn beiseite. Als ich in die Kabine blickte, glaubte ich, vom Blitz getroffen zu werden. Da saß er: Antoine.

Wie um alles in der Welt war er auf diese Idee gekommen? Für einen Moment überlegte ich, ob ich auf dem Absatz kehrtmachen sollte, denn Antoine war jemand, den ich nicht unbedingt in einer Kabine näher kennenlernen wollte. Sein Lächeln und seine rehbraunen, unschuldigen Augen waren aber viel zu süß und hatten etwas so Naives, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihn hier sitzen zu lassen. Ich beschloss, erst mal zu fragen, was ihn zu der – doch sehr ungewöhnlichen – Entscheidung, mich ausgerechnet hier wiedersehen zu wollen, gebracht hatte.

Antoine blickte mir tief in die Augen. Langsam nahm er meine Hand, betrachtete sie eine Weile und küsste sie schließlich.

'Callum', meinte er mit fester Stimme, 'seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, gehst du mir nicht mehr aus dem Sinn. Ich wollte dich heute Abend unbedingt treffen, und da ist mir nichts Besseres eingefallen, als hierherzukommen. Yannick hatte dann die Idee, dass ich mich hier in die Kabine setze und warte, bis du kommst!'

Quentin hatte also seine Finger im Spiel.

'Soso', meinte ich, 'ich gehe dir also nicht mehr aus dem Sinn. Weißt du überhaupt, wann und wo wir uns das erste Mal gesehen haben?'

'Klar', antwortete Antoine wie aus der Pistole geschossen, 'in der U-Bahn. Ich war mit Guillaume und Jérôme auf dem Weg zur Uni.



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